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Friedrich Schiller
LASST DEN SCHAUM ZUM HIMMEL SPRÜTZEN!


Premiere: Februar 2005, TASCH Probebühne

Fotos link |

Besetzung:
Inszenierung -

Daniel Kuschewski

LASST DEN SCHAUM ZUM HIMMEL SPRÜTZEN!

Darsteller:
Daniel Kuschewski

Technische Leitung - Fred Bielefeldt | Beleuchtung - Susann Förster | Requisite - Margarita Belger | Maske - Grit Anders | Inspizienz - Ito Grabosch | Ton - Ronald Strauß | Garderobe - Elisabeth Müller | Schneiderei - Eva Nau, Gisela Schmidt, Claudia Siebenborn

Stück:

„...jede Kokette kann mich fesseln. Jede hat eine unfehlbare Macht auf mich durch meine Eitelkeit und Sinnlichkeit... “Ein Schiller-Solo von und mit unserem Schauspieler Daniel Kuschewski 

Der junge Schiller zwischen Stuttgart und Weimar, zwischen Kerker und Freiheit, zwischen Erfolg und Ablehnung, zwischen zwei Frauen, zwischen "Opiumsschlummer und Champagnerrausch" - in Dramen, Gedichten und Briefen bis zum 30. Lebensjahr.


Pressestimmen:



Oberhessische Presse

Marburg. Wer glaubt, dass klassische deutsche Dichter im Allgemeinen und Friedrich Schiller im Besonderen dröge sind, dem sei der Besuch des Soloprogramms von Daniel Kuschewski ans Herz gelegt.

 von Ines Dietrich

 Die Bühne des Theaters am Schwanhof war bis auf Tisch, Stuhl und Klappleiter völlig leer, als Kuschewski mit einem Karton voller Requisiten den Raum betrat. Zum Vorschein kamen „Schillers Dramen, Schillers Briefe, Schillers Puppe . . . !“

 Eine Handpuppe mit dem Konterfei Friedrich Schillers benutzte der Schauspieler, um das Bühnenbild zu gestalten, indem er sie gleichsam als „Beobachter“ auf die Spitze der Leiter setzte. Ausschließlich aus Briefen und Gedichten zitierend, näherte er sich dem Dichter, seinen Nöten und Hoffnungen, seiner inneren Zerrissenheit und seinem unbändigen Drang nach Freiheit.

 Lust und Frust, Erfolg und Ablehnung scheinen Schillers Leben bestimmt zu haben, und diese wechselnden Stimmungen setzte der 27-Jährige lebendig und originell in Szene. Ob er gegen das Publikum wütete, das ihn und seine Werte und Ideale nicht verstehe, oder seiner auflodernden Leidenschaft für das andere Geschlecht frönte – Kuschewski ließ die Zuschauer teilhaben an den Seelennöten und überströmenden Höhenflügen des jungen Schiller.

 Fast meinte man, selbst in dessen armseliger Stube zu sitzen und seine Befindlichkeiten hautnah mitzuerleben. Verstärkt wurde der Eindruck dadurch, dass Kuschewski sich auch äußerlich mehr und mehr in den Dichter verwandelte. Während der Vorstellung tauschte er

 Jeans und T-Shirt gegen Wams und Frack. Die Inszenierung bot einige Überraschungen: Den in einem Brief mitgeteilten Plan Schillers, wegen Geldnöten von nun an sparsam zu sein und nur noch „pro Tag ein Ei, ein Bier und Salz“ zu sich zu nehmen, setzte Kuschewski gleich um. Er verzehrte Ei und Bier, präsentierte löchrige Socken und eine leere Schnupftabakdose. Auch die auf der Mundharmonika gespielte „Ode an die Freude“ nach Schillers Entschluss, Charlotte von Lengefeld zu heiraten, begeisterte die Zuschauer.

 Kuschewski stellte nicht nur sensibel das Dichtergenie dar, sondern improvisierte auch gekonnt. Ein wiederholt störendes Handyklingeln aus dem Publikum integrierte er spontan und humorvoll in sein Programm und erntete dafür Szenenapplaus.

 Der Plan von Daniel Kuschewski, mit dem – gekürzten – Soloprogramm Schulklassen den vermeintlich verstaubten Klassiker Schiller näher zu bringen, dürfte erfolgreich sein. Nach den eineinhalb Stunden „Schiller pur“ wusste so mancher Theaterbesucher mehr über Schiller als nach einer ganzen Schulzeit. Auch weil Kuschewski Schillers Aussage „In meinen Gebeinen ist Mark für Jahrhunderte“ überragend umzusetzen wusste. Langanhaltender Schlussapplaus zollte ihm dafür Respekt – eine gelungene Premiere des Ein-Mann-Programms, dem ein wenig mehr Kürze möglicherweise noch mehr Würze verliehen hätte.


Giessener Allgemeine; Mittwoch, 23. März 2005

...Ganz auf sich allein gestellt ist Daniel Kuschewski. Der Schauspieler des Landestheaters Marburg hat sich ein wunderbares Solo-Programm zusammengebaut, in dem er den jungen, wilden Schiller zu Wort kommen lässt. »Alles muss man selber machen« steht auf dem knallroten T-Shirt des Protagonisten geschrieben, doch der begabte Darsteller hat fremde Hilfe gar nicht nötig. Mit einem Pappkarton voller Utensilien versetzt er das Publikum in des Dichters Schreibstube und seine Gemütsverfassung. Es sind die frühen, kämpferischen Jahre des Dramatikers, der noch um Anerkennung ringt, die Kuschewski hier augenzwinkernd nachvollziehen lässt. Er liest aus Briefen, rezitiert Verse, zeichnet die Launenhaftigkeit des Genies mit viel Humor nach. Denn man hat es kaum erwartet: Bei diesem Schiller gibt es einiges zum Schmunzeln. Als ihm das Publikum in Mannheim nicht mehr passt, weil sie seine Stücke nicht verstehen, zieht er verärgert nach Weimar. Hier heißt der lästige Konkurrent Goethe, den Kuschewski kurzerhand als Pappkameraden auftreten lässt. Ein himmlisches Vergnügen, diese kurzweiligen 60 Minuten, die den gefeierten Dichterfürsten endlich einmal von seinem hehren Sockel herunterholen _ und das mit seinen eigenen Worten!


Kritik Marburger Neue Zeitung vom 23.02.2005:

Publikum feierte Solo von Daniel Kuschewski Hommage an Schiller

Von Christina Knorz
Tel.: (0 64 21) 1 69 99 11
E-Mail:redaktion.mnz@mail.mittelhessen.de

Marburg. Am Freitag feierte das Schiller-Solo "Lasst den Schaum zum Himmel sprützen" von und mit Daniel Kuschewski im Theater am Schwanhof Premiere. Die szenische Lesung aus Briefen und frühen Dramen des württembergischen Dichters (1759 - 1805) zeichnet ein persšnliches Bild des gro§en Deutschen, der am 9. Mai seinen 200. Todestag hat. Und: Dieses Stück hat das Zeug zum Publikumsliebling. Minutenlanger Applaus, Stampfen, Pfeifen und "Bravo"-Rufe - das Marburger Publikum feierte die Neuerung auf dem Spielplan des Hessischen Landestheaters Marburg.

Friedrich Schillers Stücke wie "Die Räuber" und "Kabale und Liebe" sind den meisten aus Schule und Theater hinlänglich bekannt. Anlässlich des Schiller-Jahres türmen sich nun auch die Biographien in den Buchläden, die das Leben des Klassikers aufarbeiten. Kuschewskis Solo-Programm vereint die Geschichte und die Werke des Autors auf unterhaltsame und informative Weise. Die szenische Lesung zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie Mensch und Werk lebendig werden lässt.

Mit ungestümem Temperament wirft sich Kuschewski in Dramenrollen, schmettert Gedichte und schleudert dem begeisterten Publikum sein Extrakt der Schiller`schen Essenz entgegen: "Ich bin ein Mann", "ich liebe" und "Freiheit für Genua."

Kuschewskis Vortrag umfasst Werke und Briefe der Jahre 1781 bis 1788. Neben der durchdringenden Leidenschaft, zu dichten, prägen auch Zweifel Schillers Charakter. "Er erinnert mich an Goethes Romangestalt des jungen Werther", so Kuschewski. An einem Tag schreibt Schiller: "In mir ist Mark für Jahrhunderte", am nächsten ist er niederschmetternd verzweifelt. Auch Schillers Verhältnis zu Goethe kommt zur Sprache. In seiner Weimarer Zeit schreibt er an einen Freund: "Goethe ist wie eine stolze Prüde, der man ein Kind machen müsste, um sie vor aller Welt zu demütigen". Anders als Goethe sieht sich Schiller nicht als Mann des Hofes. Er hadert mit der Obrigkeit und dem Publikum, wenn sie seine Stücke nicht annehmen.

In diesem Sinne stellt Kuschewski eine Passage des "Marquis Posa" aus "Don Carlos", der als Selbstentwurf des Dichters gilt ans Ende seiner Lesung: "Das Jahrhundert ist meinem Ideal nicht reif. Ich lebe - ein Bürger derer, welche kommen werden."

"Lasst den Schaum zum Himmel sprützen" soll als mobile Produktion für Schulen des Landkreises angeboten werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Theaterleitung diese gelungene Schiller-Hommage auch dem Marburger Theaterpublikum nicht vorenthalten wird.

Die nächste Aufführung findet am 9. März, im Rahmen der 10. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche im Theater im Schwanhof statt.

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